Der König in Kassel (1907)
König Chulalongkorns Besuch aus deutscher Sicht
Die „Hessische Allgemeine“ berichtete über die Erwartungen der
Einwohner Kassels:
„Die einen wollten vielleicht unseren Kaiser sehen, die meisten wohl
die exotische Herrlichkeit. [...] Ein anderer - natürlich männlicher
- Teil hoffte im Stillen, daß der König seine 512 Frauen mitbringen
werde. Ein dritter - bescheidener - Teil wollte bloß die 24 goldenen
Regenschirme des Königs in Augenschein nehmen [...].”
(„Hessische Allgemeine“, 8.8.1987)
Bei der Ankunft König Chulalongkorns am Bahnhof Wilhelmshöhe
herrschte Jubel. Der König wurde auf dem Bahnsteig von Kaiser Wilhelm
II. empfangen. Die „Hessische Allgemeine“ zitiert 80 Jahre später
aus zeitgenössischen Berichten:
“Die Monarchen begrüßten sich herzlich. Chulalongkorn,
ein tiefbrauner, kaum mittelgroßer, graziöser Mann, trug eine
den deutschen Feldjägern ähnliche Uniform und eine hohe Mütze.
Kaiser und König fuhren in einem offenen Automobil zum Schloß
Wilhelmshöhe.“
(„Hessische Allgemeine“, 8. August 1987)
Gemeinsames Teetrinken im Schloßgarten mit Kaiserin Auguste Viktoria,
der Kaisertochter Prinzessin Viktoria Luise und dem Sohn König Chulalongkorns,
Prinz Boripat*. Der König schreibt:„Es war dort so ruhig, daß
eine Maus** hervorkam und nach ihrem Belieben hin- und herlief. Die Kaiserin
mochte die Maus gern leiden und fütterte sie ständig mit Kuchen.“
*) Prinz Boriphat studierte zu der Zeit
in Kassel.
**) In Thailand empfindet man eine Maus
als schmutzig und abstoßend.