Der König in Essen / Fa. Krupp
(1897)
„Der König, welcher dunkle Civilkleidung und einen schwarzen Schlapphut
trug, ist eine untersetzte, kräftige Erscheinung. Seine Gesichtszüge
sind sehr sympathisch und die dunklen Augen verraten einen scharfen Verstand.
Er bewegte sich mit großer Ungezwungenheit unter den Herren seines
Gefolges und machte bald diesen, bald jenen auf etwas Bemerkenswertes aufmerksam;
seine Begleiter sind meistens Herren von untersetzter Statur, auch ihnen
schien das Mannigfaltige, was der Morgen bot, lebhaftes Interesse einzuflößen.“
(„Rheinisch-Westfälische Zeitung“,
4. September 1897)
„Es sollte jetzt, so war es im Programm vorgesehen, der Besuch des
Museums folgen. Bevor dieses aber besucht wurde, begab man sich zur
Satzachsenwerkstätte. Hier erwartete den König eine ganz besondere
Überraschung. Es waren dort nämlich gerade die Satzachsen von
drei Lokomotiven in Arbeit, die von der Hannoverschen Maschinenbau Aktiengesellschaft
vorm. Georg Egestorff in Hannover nach Siam hingeliefert werden sollen.
Der König zeigte sich hocherfreut hierüber und weilte mit besonderem
Interesse bei der Herstellung der Räder, die dazu bestimmt sind, in
nicht zu langer Zeit auf den Eisenschienen die Gefilde seiner Heimat zu
durchrollen.“
(„Rheinisch-Westfälische Zeitung“,
5. September 1897)
„Die Kruppsche Fabrik gehört zu den bedeutendsten Waffenherstellern
in Deutschland. [...] Allein in der Kanonenwerkstatt in Essen gibt es nicht
weniger als 28.000 Arbeitnehmer. [...] Der Besitzer der Fabrik, Herr Krupp,
hat soviel Geld, daß er für seine Arbeitnehmer ein Dorf auf
einem großen Landstück bauen lassen kann.“
(Aus dem Tagebuch des Sekretärs des
Königs, Band 4, Seite 114)
Nachdem die siamesische Königshymne zu Ende war, stand der König
von Siam auf und sagte:
„Ich danke Ihnen für Ihre Rede. Außerdem danke ich Ihnen
und Ihrer Frau für Ihr warmes Willkommen. Ihre Werkstätten gefallen
mir außerordentlich und ich möchte sie an dieser Stelle lobend
erwähnen. Sie werden zum Schutz der ganzen Welt vor Kriegen beitragen.
[...]
Ich danke auch den Angestellten, die mir alles erklärt haben.
Ich erhebe mein Glas auf Sie, Ihre Frau und Ihre Werkstätten.“
(Aus dem Tagebuch des Sekretärs des
Königs, Band 4, Seite 122)
„Das Haus von Herrn Krupp besteht aus zwei großen Gebäuden.
Das Haus, in dem der König mit seinem Gefolge und Herr Krupp selbst
wohnen, ist so groß wie ein Palast. Alle Zimmer sind sehr großzügig
und so eingerichtet wie in einem europäischen Königspalast. Das
andere Haus liegt in der Nähe, aber es ist kleiner. Hier wohnen die
Brüder des Königs, Prinz Svasti und Prinz Mahisra.“
„Während des Aufenthalts des Königs ist das ganze Anwesen,
sowohl vor dem Haus als auch vor der Waffenwerkstatt von Herrn Krupp, mit
siamesischen Flaggen geschmückt.“
(Aus dem Tagebuch des Sekretärs des
Königs, Band 4, Seite 113)